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Nordwestliches Kanada


Tag 36          Mo 11.07.2011          Red Deer - Valleyview          497 km

Die Fahrt in den hohen Norden beginnt. Nach rund 150 km passieren wir Edmonton, the Gateway to th North, zum zweiten Mal (vor 1 Woche sind wir schon einmal hier vorbeigekommen). Da es in Edmonton, außer dem weltgrößten Shopping Center, der West Edmonton Mall, keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten gibt und es außerdem noch immer regnet, fahren wir auch diesmal durch.
Am frühen Nachmittag machen wir in Whitecourt Rast. Die Verkäuferin in der Imbissstube erzählt uns, dass es im nördlichen Alberta und British Columbia (unserer nächsten Provinz) seit 2 Wochen regnet und es daher allenthalben Hochwasser gibt.
Auf der Weiterfahrt überqueren wir tatsächlich mehrere Hochwasser führende Flüsse - der Wasserstand reicht bisweilen schon bedrohlich knapp bis zur Unterkante der Brücken.
Gegen Abend erreichen wir Valleyview und finden einen schön gelegenen Campground etwas abseits vom Highway. Obwohl es inzwischen zu regnen aufgehört hat und die Sonne etwas durch die Wolken blinzelt, ist das Wetter Gesprächsthema Nummer eins. 200 mm Niederschlag in 2 Wochen sind auch nicht zu verachten.


Tag 37          Di 12.07.2011          Valleyview - Dawson Creek          248 km

Seit Tagen beschäftigt uns ein Problem mit dem Auto: wenn ich in der Früh, bei kaltem Motor, losfahren möchte und Gas gebe, gibt es ein schrilles, quietschendes Geräusch, das jedoch sobald man vom Gas geht wieder verschwindet. Und wenn der Motor warm ist, gibt es für den Rest des Tages kein Quietschen mehr.
Gestern Abend ist die Antwort von meiner Werkstatt in Attnang per E-Mail eingetroffen: Der Flachriementrieb muß nachgespannt werden.
Gleich nach dem Frühstück fahren wir nach Grand Prairie, dem Hauptort dieser einsamen Gegend, und suchen eine Autowerkstatt. Als wir endlich eine Werkstatt finden, die uns auch gleich drannehmen möchte, ist es 11:45 Uhr - Mittagspause! Gleich nach der Pause können wir in die Werkstatt fahren und dem Mechaniker unser Problem schildern. Alles scheint einfach und klar, doch beim Nachspannen des zweiten Flachriemens verbiegt sich eine Schraube und beim Versuch, sie wieder zu lockern, bricht sie ab. Nun wird es schwierig: abgebrochene Schraube entfernen - Gewinde nachschneiden - Schraube mit metrischem Gewinde auftreiben - etc. Irgendwie gelingt das alles und um 15 Uhr können wir weiter fahren.
Knapp vor Dawson Creek erreichen wir British Columbia, die nunmehr achte kanadische Provinz auf unserer Reise. Hier müssen wir die Uhren wiedereinmal zurückdrehen: Pacific Time = MEZ - 9h.
British Columbia empfängt uns mit einem heftigen Regenschauer, aber in Dawson Creek klart es auf und die Sonne kommt hervor. Am örtlichen Campground finden wir einen nassen (vom Regen!) aber halbwegs ebenen Stellplatz. Hier bemerken wir erstmals richtig wie lange es hier hell bleibt: Die Sonne geht erst nach 22 Uhr unter und die Dämmerung dauert schier ewig!


Tag 38          Mi 13.07.2011          Dawson Creek - Fort Nelson          463 km

In Dawson Creek beginnt der Alaska Highway und führt auf einer Länge von 2.230 km durch nahezu unbewohnte Wildnis bis Delta Junction in Alaska. Diese Straße wurde während des 2.Weltkriegs von der US-Army in nur 9 Monaten angelegt - anfangs allerdings nur für Kettenfahrzeuge passierbar.
Nach einem Großeinkauf und dem Pflichtfoto vom Milepost "0" des Alaska Highway fahren wir los.
Die 1. Etappe führt durch eine eher eintönige, leicht hügelige Landschaft; dafür ist der Highway in hervorragendem Zusand.
Am Nachmittag wird's interessanter: wir sehen 2 Schwarzbären unmittelbar neben der Straße.
Zwischen Dawson Creek und Fort Nelson, das sind 460 km, passieren wir genau 4 Orte!
In Fort Nelson herrscht strahlender Sonnenschein bei 28°C; und das Beste: es gibt keine Moskitos!
Wir können also erstmals seit längerer Zeit wieder im Freien Abend essen.


Tag 39         Do 14.07.2011          Fort Nelson - Watson Lake          521 km

Bei wolkenlosem Himmel starten wir zum 2. Fahrtag am Alaska Highway. Nach ca. 100 km erreicht der Highway die Rocky Mountains. Dann folgt der landschaftlich schönste Streckenabschnitt. Wir überqueren den Summit Pass (1295m), den höchsten Punkt des Alaska Highway und etwas späterfahren wir entlang dem Muncho Lake, der wegen seiner jadegrünen Färbung bekannt ist. Leider tauchen gerade hier erste Wolken am Himmel auf, sodass wir die grüne Farbe nur erahnen können.
Weitere 100 km später kommen wir zu den Liard River Hot Springs, heißen Quellen (bis zu 53°C) mitten im Wald. Hier machen wir Rast, gehen baden und lernen eine nette Familie aus Guadalajara, Mexiko, kennen. Wir unterhalten uns lange mit den Mexikanern, die mit dem eigenen Auto hierher gekommen sind. Sie geben uns viele Tipps für unsere Fahrt durch Mexiko und laden uns ein, sie im Oktober in Gudalajara zu besuchen.
Am späteren Nachmittag fahren wir die restlichen 200 km bis Watson Lake, dem ersten Ort im Yukon Territory, der nordwestlichsten Provinz Kanadas. Als erstes besuchen wir auch hier das Visitor Center, besorgen uns Karten und fragen nach dem Straßenzustand. Zu meiner Enttäuschung erfahren wir, dass der Robert Campbell Hghway, die Verbindungsstraße nach Dawson City, die ich gerne gefahren wäre, in sehr schlechtem Zustand ist und überdies für morgen Regen angesagt ist.
Bevor wir zum Campingplatz fahren, machen wir noch einen Spaziergang durch den Sign Post Forest, eine bunte Schildersammlung mit rund 65.000 Orts- und Straßenschildern aus aller Welt. Den Anstoß zu dieser Sammlung gab ein heimwehkranker Soldat während der Bauarbeiten am Alaska Highway mit einem Schild seines Heimatortes. Seither sind viele andere Arbeiter, Lastwagenfahrer und Touristen seinem Beispiel gefolgt. Wir finden sogar ein Schild von Weyregg am Attersee. Unser mitgebrachtes Gmunden-Schild wollen wir morgen hier montieren, da sich die Wolken mittlerweile bedrohlich verfinstert haben. Wir erreichen gerade noch den örtlichen Campingplatz bevor ein heftiges Gewitter losbricht.


Tag 40          Fr 15.07.2011          Watson Lake - Whitehorse          437 km

In der Früh regnet es immer noch. Daher beschließen wir schweren Herzens, statt auf dem Campbell Hwy auf dem asphaltierten Alaska Highway weiterzufahren, wohlwissend, dass wir die gleiche Strecke bei der Rückfahrt aus Alaska nocheinmal fahren müssen. Auch die Montage unserer Gmundner Ortstafel im Sign Post Forest verschieben wir auf die Rückfahrt.
Die nächsten 260 km führt der Alaska Hwy durch absolute Einsamkeit: 1 Mini-Siedlung, 3 Rasthäuser. Teslin (400 Einwohner) ist die einzige nennenswerte Ortschaft zwischen Watson Lake und Whitehorse. Hier legen wir eine Kaffeepause ein.
Knapp vor Whitehorse erreichen wir den Marsh Lake - sein Abfluß ist der Beginn des Yukon River.
Inzwischen hat sich das Wetter gebessert und als wir nach Whitehorse kommen ist es wieder sonnig bei 28°C! Am Hi Country Campground, etwas außerhalb der Stadt, finden wir einen wunderbaren Stellplatz für die nächsten beiden Nächte.


Tag 41          Sa 16.07.2011          Whitehorse

Rasttag. Ein Bruder von Elisabeth feiert heute mit der ganzen Familie in Ohlsdorf seinen 50. Geburtstag. Daher setzen wir uns gleich nach dem Frühstück an den PC und steigen via Skype live in die Geburtstagsfeier ein. 1½ Stunden können wir so mit der ganzen Familie plaudern, bis in Ohlsdorf das Spanferkel zerteilt wird - Mahlzeit und Gute Nacht (9h Zeitunterschied!).
Danach ist Hausarbeit angesagt: Betten abziehen, Wäsche waschen, ...
Am Nachmittag fahren wir mit den Fahrrädern in die Stadt. Whitehorse ist eine saubere, freundliche Kleinstadt direkt am Yukon. Die meisten Gebäude sind aus Holz, wie man sie aus Filmen kennt. Wir finden sogar ein italienisches Kaffeehaus, wo man im Freien sitzen kann.
Auf der Rückfahrt zum Campingplatz besichtigen wir noch die Fischleiter beim hiesigen Wasserkraftwerk. Allerdings sind die Lachse, die hier alljährlich zu ihren Laichplätzen vorbeiziehen, noch nicht da. Sie werden erst Anfang August hier erwartet.


Tag 42          So 17.07.2011          Whitehorse - Dawson City          541 km

Kurz hinter Whitehorse verlassen wir den Alaska Hwy und folgen dem Klondike Hwy nach Norden. Nach öden und langweiligen 170 km auf schlechter Straße erreichen wir die Einmündung des Campbell Hwy, den wir ursprünglich fahren wollten. Die nächsten 100 km folgt die Straße dem Flußlauf des Yukon. Dabei passieren wir die Five Finger Rapids, die früher so gefürchteten Stromschnellen im Yukon. Zur Zeit des Goldrauschs war Dawson City nämlich nur per Schiff von Whitehorse aus erreichbar.
Etwas später beginnt es wieder zu regnen. Die Straße führt nach wie vor durch schier endlose Wildnis - meist undurchdringlicher Nadelwald.
In der in völliger Einsamkeit gelegenen Moose Creek Lodge kehren wir auf einen Kaffee ein. Die Lodge wird von einer ausgewanderten Schweizerin geführt und ist eine bizarre Mischung aus kanadischer Blockhütte und alpinem Schutzhaus.
Am späten Nachmittag erreichen wir Dawson City, die legendäre Goldgräberstadt am Zusammenfluß von Klondike- und Yukon River. Hier stellen wir uns auf den Campground mitten in der Stadt. Da inzwischen wieder die Sonne hervor gekommen ist, machen wir nach dem Abendessen noch einen Rundgang durch die kleine Stadt.
Dawson wurde erst vor wenigen Jahren für den Tourismus wiederentdeckt. Daher stehen hier frisch restaurierte Holzhäuser neben windschiefen, baufälligen Gebäuden aus der Goldrauschzeit. Um den ursprünglichen Eindruck zu bewahren, sind die Straßen nicht asphaltiert und die Gehsteige bestehen aus Holzplanken.
Um 23 Uhr gehen wir bei Sonnenschein (!) schlafen.


Tag 43          Mo 18.07.2011          Dawson City          52 km

Strahlender Sonnenschein. Daher brechen wir gleich nach dem Frühstück zu einer Erkundung der Umgebung auf. Erste Station ist der Midnight Dome genannte Aussichtspunkt hoch über der Stadt. Von hier hat man einen herrlichen Überblick über den Zusammenfluß von Klondike und Yukon, sowie die völlig zerwühlte und seit 100 Jahren immer wieder umgegrabene Umgebung von Dawson City. Seit 1897 bis heute wurden hier immerhin 13,5 Millionen Unzen Gold gefunden.
Gleichzeitig mit uns sind Hans und Isabel, ein Ehepaar aus der Nähe von Friedrichshafen, hier. Die beiden waren schon zwei Mal 7 Monate in Südamerika unterwegs und jetzt ein halbes Jahr in Nordamerika. Nach der angeregten Unterhaltung fahren wir in den Bonanza Creek weiter, jenes Tal in dem 1897 erstmals Gold gefunden wurde. Hier besuchen wir Claim 33, wo alte Geräte ausgestellt sind und man sich gegenBezahlung im Gold waschen versuchen kann, und die Gold Dredge #4, den größten je gebauten Eimerketten-Schwimmbagger zum Gold schürfen.
Zurück in Dawson City machen wir eine kurze Mittagsrast und brechen dann mit unseren Fahrrädern zu einer weiteren Besichtigungstour durch Dawson auf. Da es noch immer sonnig und angenehm warm ist, fahren wir in T-Shirt und kurzer Hose los. Doch bereits nach kurzer Zeit ziehen Wolken auf und verdichten sich mit rasender Geschwindigkeit - keine Chance mehr, den rettenden Campingplatz zu erreichen. Wir finden gerade noch eine überdachte Holzveranda bevor der Wolkenbruch mit Wind und Hagel (!) losgeht. Innerhalb von Minuten fällt die Temperatur um mindestens 10°C, sodass wir schrecklich frieren. Als das Gröbste vorbei ist läuft Elisabeth zum Wohnmobil, um Regenschutz zu holen.
Den Rest des Nachmittages verbringen wir im trockenen Wohnmobil. Gegen Abend hört es zu regnen auf, sodass wir in die Stadt zum Abendessen gehen können. Anschließend besuchen wir Diamond Tooth Gertie's Gambling Hall, ein Spielcasino im Stil der Goldrauschzeit. Bei der schwungvollen Can-Can Tanzshow aus der "guten alten Zeit" kann man sich gut vorstellen, wie seinerzeit die Goldsucher bei diesen Darbietungen, in der sonst frauenlosen Stadt, gehörig aus dem Häuschen gerieten.


Tag 44          Di 19.07.2011          Dawson City          6 km

In der Nacht hat es geregnet, in der Früh schüttet es. An eine Weiterfahrt über den Top of the World Highway ist bei diesem Wetter nicht zu denken.
In der Hoffnung auf sauberere Duschen und einen funktionierenden Internetzugang verlegen wir unseren Stellplatz auf einen etwas außerhalb der Stadt gelegenen Campingplatz.
Die Duschen sind besser.
Den ganzen Tag verbringen wir mit lesen, schreiben und Fotos sicher im Wohnmobil.


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© W. Gärtner